Erster ausführlicher Testbericht!
<FONT face="Courier New" size=5>In Kleinkultur</FONT>
<FONT face="Courier New" size=3>Zuwachs für die Smart-Familie. Der kleine Roadster soll Fahrspaß in Reinform bieten. Ob er das kann, klärt der Test. </FONT><FONT face="Courier New"> Glaubt man den Ausführungen von Marketing-Fachleuten der Autobranche, war früher fast alles besser. So wird nur zu gern in die Mottenkiste gegriffen, um Begehren für ein neues Modell zu wecken.</FONT>
<FONT face="Courier New">Auch beim Smart Roadster. Es müssen Autos aus den fünfziger Jahren als Vorbilder dienen, die in den Hinterköpfen der Autofans als Fahrspaß-Maschinen abgespeichert sind. Vornehmlich Triumph TR 3 und Austin Healey Sprite, Letzterer auch als Frogeye bekannt.</FONT>
<FONT face="Courier New">Die Roadster waren zu ihrer Zeit zwar nicht billig, für den Durchschnittsverdiener aber dennoch keine unerreichbaren Traumwagen - ähnlich wie der Sport-Smart heute.</FONT>
<FONT face="Courier New">Mit 18 330 Euro für die 82-PS-Variante stellt dieser kein Sonderangebot dar, zumal auch die Ausstattung spartanisch ausfällt. Im Vergleich zu Sportwagen wie dem Lotus Elise (34 000 Euro) oder dem Toyota MR-2 (24 700 Euro) ist er jedoch spürbar günstiger. Am ehesten passt noch der Mazda MX-5 (ab 19 990 Euro) in die Preisklasse des Smart.</FONT>
<FONT face="Courier New">Allerdings ist der Preis bei Zweit- oder Drittwagen von eher untergeordneter Bedeutung. Im Mittelpunkt der Kaufentscheidung steht hier die Fahrfreude - und die wird wesentlich von Gewicht und Leistung beeinflusst.</FONT>
<FONT face="Courier New">Im Smart Roadster muss jedes PS nur zehn Kilogramm (mit Fahrer elf) bewegen. Insgesamt sind es nur 82 Pferdestärken, die der kleine Dreizylinder im Heck produziert. Das wirft natürlich die Frage auf, ob in Zeiten der ungehemmten Leistungsexplosionen damit ein Auto auf die Räder gestellt werden konnte, das die Bezeichnung Sportwagen verdient.</FONT>
<FONT face="Courier New">Klare Antwort: Ja. Denn Sportwagen sind Gefühlssache, und der Smart Roadster fühlt sich gut an. Das geringe Gewicht macht ihn zu einem Handling-Künstler, der seinesgleichen sucht. Je kurviger die Landstraße, desto größer wird der Spaß.</FONT>
<FONT face="Courier New">Der Zwerg reagiert ungewöhnlich spontan schon auf kleinste Lenkbewegungen und erreicht völlig problemlos Kurvengeschwindigkeiten, wie sie in der Sportwagen-Oberliga üblich sind.</FONT>
<FONT face="Courier New">Dass der Testwagen nicht über die aufpreispflichtige elektrische Servolenkung verfügt, ist kein Nachteil. Denn die rein mechanische Lenkung arbeitet präzise und gibt damit gute Rückmeldung von der Straße an den Fahrer. Was auf der Landstraße gut ist, erfordert auf der Autobahn Aufmerksamkeit. Bei hohem Tempo wirkt die Lenkung übernervös, was bisweilen zu einem unbeabsichtigten Schlenker führt.</FONT>
<FONT face="Courier New">Trotz Heckmotor und Hinterradantrieb bleibt der kleine Sportler in schnellen Kehren lange neutral. Wird der Grenzbereich angefahren, beginnt die Vorderachse zum Kurvenaußenrand zu schieben, bevor das serienmäßige ESP eingreift. Beherzte Lastwechsel führen dabei erfreulicherweise nicht zur Überreaktion an der Hinterachse. Ein kleiner Heckschwenk ist auch schon alles, was das Popometer meldet, bevor der Sport-Smart wieder dem eigentlichen Kurs folgt.</FONT>
<FONT face="Courier New">Fahrdynamisch ist der Smart nicht nur eine äußerst unterhaltsame, sondern auch eine sichere Sache. Weil er ein kleiner Mercedes ist, wurde auch für die passive Sicherheit eine Menge getan. Seitenairbags gibt es nur gegen Aufpreis, wichtiger als diese ist jedoch eine solide Karosserie. Trotz des Leichtbaus mit Kunststoffbeplankung und Aluminiumtüren wirkt der Smart keineswegs windig zusammengesteckt. Schlaglöcher bringen ihn nicht zu Klappern, und auch ohne Dachholme geht kaum etwas von seiner Unerschütterlichkeit verloren.</FONT>
<FONT face="Courier New">Der Überrollbügel mit der fest montierten, beheizbaren Rückscheibe soll die Passagiere bei einem Überschlag schützen, passt zu einem Roadster aber so gut wie Weihnachtsmänner zu Ostern. Wäre der Begriff Targa nicht Porsche vorbehalten, müsste hier sinnvollerweise davon gesprochen werden.</FONT>
<FONT face="Courier New">Erfreulicherweise ist der Stahlbügel aber nur eine optische, keine aerodynamische Beeinträchtigung. Denn offen gefahren stürmt es im Smart, wie es sich für ein Cabriolet gehört. Dabei lassen sich zwischen den Extremen offen und geschlossen zwei Zwischenschritte realisieren. Scheiben hoch ist die Alternative für kühle Frühlingstage, Scheiben plus Dachholme sind bei Sonnenstrahlen im Winter erste Wahl, denn es gelangt Licht, aber keine Zugluft ins Auto.</FONT>
<FONT face="Courier New">Dass sich das Stoffdach bei jeder Geschwindigkeit öffnen und schließen lässt, macht sozusagen einzelne Sonnenstrahlen nutzbar, auch wenn der nächste Regenschauer schon in Sicht ist. Gegen Aufpreis (1550 Euro) sind auch die steifen Kunststoff-Dachteile zu haben, die beim Roadster Coupé mit dem Glaskuppelheck das starke Windgeräusche produzierende Stoffdach ersetzen.</FONT>
<FONT face="Courier New">Leicht fällt der Einstieg nur, wenn die Dachholme demontiert sind, was mit zwei Handgriffen zu bewerkstelligen ist. Muss man sich jedoch unter den Holmen einfädeln, ist Gelenkigkeit gefordert.</FONT>
<FONT face="Courier New">Obwohl der Smart neben einem Geländewagen wirkt wie ein Auto vom Kinderkarussell, ist sein Raumangebot erstaunlich. Erst für Riesen mit mehr als 1,95 Meter Länge ist der Smart zu klein. Normalwüchsige Fahrer finden also einen passenden Arbeitsplatz - jedenfalls beinahe. Denn das Lenkrad ist nicht verstellbar und steht zu tief. Das stört nicht nur beim Lenken, auch der Blick auf den Tacho ist eingeschränkt.</FONT>
<FONT face="Courier New">Der Verzicht lässt sich hier noch mit einer Gewichtsersparnis begründen, für die Beifahrersitzlehne ohne Verstellung fehlen jedoch die Argumente. Immerhin sind beide Sitze bequem, und dass ihr Schnitt im Bereich der Schulterblätter eng ausfällt, nimmt man in Kauf, weil der Seitenhalt stimmt.</FONT>
<FONT face="Courier New">Gemeinsam mit dem gelungenen Fahrwerk - ansprechender Komfort, trotz straffer Grundabstimmung - bieten die Polster auch auf längeren Fahrten Bequemlichkeit, die bislang kein Smart erreichen konnte.</FONT>
<FONT face="Courier New">Also alles super? Nein. Motor und Getriebe sind keine Idealbesetzung für den jungen Wilden, sie stehen dem Fahrspaß in Reinkultur entgegen. Der Roadster kommt nicht richtig aus den Startblöcken und verfehlt die Hersteller-Angabe für den Standardsprint auf 100 km/h um eine knappe Sekunde.</FONT>
<FONT face="Courier New">Auch wenn der Antrieb sonor wie ein Großer klingt, es fehlt Hubraum und damit Drehmoment. Vor allem beim Überholen auf der Landstraße macht sich dieses Manko bemerkbar. Lässt man die Automatik per Kickdown herunterschalten, passiert zunächst nichts. Drehzahl und Ladedruck des Turbo fallen in den Keller, der Motor wirkt wie ein Schüler, der vom Lehrer beim Einschlafen erwischt wurde und mit Zeitverzug hochschreckt.</FONT>
<FONT face="Courier New">Hält man den Turbomotor dagegen bei Laune - die hat er zwischen 4000 und 6000/min - ,schiebt er kräftig voran. Wenn man dann noch die Schaltautomatik deaktiviert und den Gangwechsel selbst übernimmt, wirken die Zugkraftunterbrechungen nicht mehr ganz so lang. Das Nicken der Passagiere reduziert sich auf ein erträgliches Maß.</FONT>
<FONT face="Courier New">Der Benzin-Konsum gehörte bei den bislang getesteten Smart-Modellen nicht zu den erfreulichen Kapiteln. Ein Testmittel von 6,5 Liter pro 100 km geht beim Roadster aber in Ordnung, denn wie ein echter Sportwagen reizt er zum flotten Fahren, weniger zum Sparen. Der Minimalverbrauch von 4,2 Liter/100 km zeigt aber, dass er auch diese Disziplin beherrscht.</FONT>
<FONT face="Courier New">Für eine echte Überraschung sorgt die simpel aufgebaute Bremse, die nur an der Vorderachse mit Scheiben, hinten dagegen mit Trommeln verzögert. Mit dieser Anlage bremst der Roadster so gut wie ein Porsche Turbo.</FONT>
<FONT face="Courier New">Das wird die Sportfahrer-Fraktion zu schätzen wissen, die sicher bald rudelweise die Landstraßen mit dem Smart Roadster für sich erobern dürfte, und zwar trotz seiner Mankos. Denn Roadster-Fahrer reinen Wassers haben immer mit Hingabe unter den Unzulänglichkeiten ihrer Fahrmaschinen gelitten.</FONT>
<FONT face="Courier New">Text: Christian Bangemann</FONT>
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