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Focus vom 02.02.03
Datum: Montag, 31. März 2003 um 12:35 Uhr
Topics Presse


Focus vom 02.02.03
<font size="5" face="Courier New, Courier, mono">A N G E T E S T E T : S M A R
T R O A D S T E R </font><font face="Courier New, Courier, mono">

Teurer Spar-Road-Star


Vom belächelten Möchtegern-Mobil hat es der Smart mittlerweile zum
Kultobjekt geschafft. Den verzögerten Erfolg im Rücken, zünden
die Macher ihre nächste Stufe. Das Vehikel mit dem Staubsauger-Sound ist
vom Würfel zum Flachmann geplättet, ist offen, heißt folgerichtig
Roadster und soll all jene ansprechen, bei denen sich Fahrfreude nicht in Querparken
erschöpft.


Der Roadster hat sein Terrain naturgemäß außerhalb des Ortschildes.
Mancher wird sich fragen, ob die Smart-Macher da nicht ein bisschen vorwitzig
geworden sind. Wir haben den Smart über portugiesische Landstraßen
gescheucht. Ist die Mutation vom City-Coupé zum Country-Roadster gelungen?


<font size="2">Erfahren von Martin Vogt </font>




Innenraum


Optisch erscheint der Roadster tatsächlich als in die Länge gezogener
und somit flacher gewordenes City-Coupé. Alle Designelemente des Ur-Smart
finden sich wieder. Mit nur 119 Zentimetern Höhe hat der Flachmann allerdings
mit der kubischen Gestalt seinen Ahnen wenig gemeinsam. Nichts mit neumodisch-hohem
Kutschbock-Sesseln für den "besseren Überblick", sondern
Roadster-Feeling pur: Tiefste Position, enge, stark konturierte Sportsitze.
Die bieten sportliches Feeling, mächtig Seitenhalt und liegen so eng an
wie der Wettkampfdress eines Bobpiloten. Solange die Insassen einigermaßen
Normalstatur haben.


Platz wie im Ballsaal bietet auch das Gepäckabteil nicht. Vorne sind es
59 Liter Volumen und die Smart-Macher versprechen: Für die berühmte
Kiste Sprudel reicht es, ohne das Wasser direkt hineinzugießen. Hinten
verteilen sich 86 Liter sehr breit und sehr flach über der Motorabdeckung.
Geräumiger geht es mit 189 Litern hinten im Roadster-Coupé zu. Es
läuft nicht flach aus, sondern trägt eine Glaskuppel hinter der Fahrgastzelle.


Kleinere Unterschiede prägen auch die Dachkonstruktion. Das Coupé
ist serienmäßig mit zwei festen Dachhälften bestückt, deren
Demontage den Smart zum Cabrio machen. Ein zusätzliches Stoffverdeck gibt
es gegen Aufpreis. Exakt umgekehrt wird der Roadster ausgeliefert. Hardtop gegen
Aufpreis, Softtop inklusive. Es wird elektrisch betätigt wie das Rollverdeck
von Polo und Co. Übrig bleiben zwei massive Dachholme. Sind sie demontiert
und im vorderen Kofferraum in speziellen Halterungen verschwunden, fühlt
sich der Smart-Fahrer endlich frei. Insgesamt eine technische Lösung, die
natürlich wesentlich weniger Charme hat als etwa das Stoffverdeck eines
Mazda MX5. Während dessen Pilot das Dach mit einem lässigen Schwung
der rechten Hand an der Ampel zurückwirft, muss der Smartfahrer zum Boxenstopp
an den Straßenrand fahren und basteln. Irgendwie nicht so clever, Smart!


Diese Dachphilosophie passt auch nicht recht zum eigenen Anspruch, das Segment
der puristischen, englischen Roadster der 50er- und 60er-Jahre wiederbeleben
zu wollen. Ebenso kontrastiert damit auch weitere Marotte des Herstellers. Die
obligatorische Kühltemperaturanzeige deklariert Smart kurzerhand zum aufpreispflichtigen
Extra, dass nur im Verbund mit einer Ladedruckanzeige für 135 Euro zu erwerben
ist.


Allerdings lohnt sich die Investition, denn die beiden Rundanzeiger machen
sich prima auf dem Instrumententräger. Überhaupt ist die Bedienung
in Ordnung und die Verwindungssteifigkeit des leichten (790 Kilogramm) Roadsters
verblüffend gut. Der erschlagende Look minderwertigen Plastiks scheint
bei Smart zur Markenidentität zur gehören.




Fahrwerk


Zwei günstige Voraussetzungen für sportliches Fahrverhalten bringt
der Roadster mit: Niedriger Schwerpunkt und geringes Gewicht. Tatsächlich
ist den Entwicklern ein ungewöhnlich fahraktives Auto mit genügend
Restkomfort sowie dennoch sehr sicheren Fahreigenschaften gelungen. Das Auto
macht ganz einfach Spaß und lässt sich sehr unangestrengt auch äußerst
zügig bewegen.


Auf kurvenreichen Landstraßen fühlt sich der Roadster so wohl wie
das City-Coupé im Großstadtdschungel. Unter diesen Bedingungen
arbeitet die Lenkung mit viel Feingefühl und minimiert das straffe Fahrwerk
zuverlässig die Seitenneigung.


Als Messlatte in Sachen Fahrspaß wird der Smart dennoch nicht in die
Autogeschichte eingehen, weil seine Fahreigenschaften unüblich stark vom
Kurvenradius abhängen. So ist die Tendenz zum Untersteuern in engen Biegungen
trotz Heckantrieb viel zu stark. Unter solchen Bedungen zeigen puristische Fahrmaschinen
wie Lotus Elise oder Opel Speedster ein doch deutlich sportlicheres Niveau,
ohne deswegen entscheidend auf Fahrsicherheit zu verzichten.


Auch die elektrische Servolenkung irritiert mit Janusköpfigkeit. Um die
Mittellage erschreckend indirekt, extrem leichtgängig und weitgehend ohne
Fahrbahnkontakt, dafür bei sehr starkem Einschlag mit weit überdurchschnittlichen
Haltekräften. Diese wechselnde Charakteristik ist etwas gewöhnungsbedürftig
und wirft die Frage auf, ob nicht Präzisionsfanatiker mit der serienmäßigen,
nicht-servounterstützen Zahnstangenlenkung besser bedient sind.


Motor


Die von Smart beschworene Wiederbelebung der Roadster-Tradition lässt
sich auch am Motor nicht erkennen, denn unter der Haube werkelt ein Motörchen
von Zweirad-Zuschnitt. Aus 698 aufgeladenen Kubikzentimetern holt das Aggregat
60 bzw. 82 PS und ein Drehmoment von 110 Newtonmetern ab 2250 Umdrehungen.


Angesichts des Hubraums sind Leistungs- und Drehmomentausbeute durchaus beachtlich.
Absolut betrachtet aber liegen sämtliche Leistungswerte auf recht niedrigem
Niveau und unter jedem Mitbewerber. Spitze 175 und 10,9 Sekunden im Standardsprint
sind wenig sportliche Werte.


Unser Fahreindruck der 82-PS-Variante speist sich dann auch tatsächlich
aus diesem Spannungsfeld. Dank geringem Fahrzeuggewicht ist der Smart recht
agil für die Leistung und beschleunigt auch bergauf sowie bei Geschwindigkeiten
von mehr als 100 Stundenkilometern nachdrücklich. Sofern die Drehzahlgrenze
von rund 2000 Touren überschritten bleibt, denn darunter geht nichts. Engagiert
bewegt man den Smart mit eher hohen Drehzahlen an, die allerdings wegen der
guten mechanischen Laufkultur durchaus Freude bereiten.


Zaubern können natürlich auch die Smart-Motorenbauer nicht. So fühlen
sich die Vierzylinder der Mitbewerber deutlich kräftiger an und sind es
auch, insbesondere im unteren Drehzahlbereich.


Das im Testwagen verbaute, automatisierte Schaltgetriebe wechselt auch im manuellen
Modus bei Erreichen der Schaltdrehzahl selbsttätig die Fahrstufe. Ansonsten
genügt ein kurzes Antippen des Schalthebels zum Rauf- oder Runterschalten.
Die Gangwechsel selbst dürfte die Sechsgang-Box ruhig etwas schneller erledigen.




Kosten


Smart verlangt 14 990 Euro für seinen Roadster mit 60 PS. Die von gefahrene
82-PS-Variante kostet 18 330 Euro, als Roadster-Coupé (mit zweiteiligem,
festen Dach und ohne Stoffverdeck) 19 950 Euro. Die Serienausstattung des stärkeren
Roadster umfasst 15-Zoll-Leichtmetallräder mit Reifen der Größe
185/55, automatisiertes Sechsgang-Getriebe, ESP, ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung,
elektrisches Stoffdach und Zentralverriegelung. Eine Servolenkung bietet das
Auto nicht – sie ist nur in Kombination mit weiteren Features zu erwerben.


Das Komfortpaket bietet neben der Lenkhilfe auch noch Bordcomputer und Regensensor
sowie Tempomat. Dieses Feature haben die Schwaben wohl deswegen draufgelegt,
weil es in einem Landstraßenauto ansonsten kein Kunde bestellen würde.
Ähnlich kurios verhält es sich mit dem Posten "Zusatzinstrumente",
der neben dem Rundinstrument für den Ladedruck auch die eigentlich selbstverständliche
Anzeige der Motortemperatur umfasst (135 Euro). Zusammen mit dem 810 Euro teuren
Komfortpaket errechnet sich somit ein Preis von 19 675 Euro – nicht gerade
wenig für ein dreizylindriges Cabrio mit lediglich 82 PS.


Der Preis erreicht das Niveau zweisitziger Roadster wie Mazda MX 5 (ab 19 990
Euro) und Fiat Barchetta (19 700 Euro) – allerdings sind die beiden Flitzer
mit 110 bzw. 131 PS deutlich stärker motorisiert. Dies gilt auch für
den ebenfalls recht fahraktiven Peugeot 206 CC mit dem festen Klappdach (109
PS), der lediglich 17 200 Euro in Basisausstattung kostet.


Etwas anders verhält es sich in Relation zu den beiden puristischen Fahrmaschinen
Lotus Elise (33 080 Euro) oder Opel Speedster (32 500 Euro). Sie sind deutlich
teurer, aber ebenfalls stärker und in Sachen Sportlichkeit nochmals kompromissloser.


Dank EU4-Abgasnorm, geringem Hubraum sowie moderatem Verbrauch dürften
sich die laufenden Kosten in Grenzen halten. Dies gilt auch für den bei
Smart bislang extrem geringen Wertverlust.




Fazit


Die abschließende Bewertung des Smart Roadster hängt überdurchschnittlich
stark von der gewählten Perspektive ab. Fans der Marke finden im neuen
Modell ein ausreichend motorisiertes Fahrzeug mit sehr sportlicher Straßenlage.
Es ist verwindungssteif konstruiert und lässt sich außerdem mit Fahrspaß
und trotzdem sicher bewegen. Mit dem Roadster könnte es gelingen, über
den kubischen stadt-smart hinaus glaubhaft in ein für den Hersteller neues
Marktsegment vorzudringen.


Weniger Wohlmeinende sehen im Roadster ein hoffnungslos überteuertes Plastikvehikel.
Warum, so lässt sich fragen, sollen Fans des Offenfahrens mehr als 19 000
Euro für einen Dreizylinder mit schlappen 82 PS hinlegen, wenn es für
einen ähnlichen Basispreis anderswo deutlich erwachsenere Autos mit simplerer
Verdeckbetätigung gibt?


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